Montag, 20. Dezember 2010

Ist sie oder ist sie nicht?

Freitag, 17. Dezember. Früher Abend. So gegen 18:00 Uhr. Ich stehe mit Eskimo-Look (ah nei, sorry, Inuit-Look) an der Börsenstrasse vor der ZBK, friere und warte auf meine Mitfahrgelegenheit. Doch doch, ich kann Autofahren, habe aber selber keins und machs auch gar nicht gerne. Gar nicht. Winterschuhe habe ich übrigens auch keine. Deshalb habe ich wahrscheinlich auch so gefroren. Wie auch immer. Jedenfalls stehe ich dort, leider ohne Musik (meine Kopfhörer wurden mir im Büro vom Exil "geklaut". Eine Fremdveranstalterin, dessen Name ich hier nicht publizieren möchte, hat scheinbar meinen blauen Adidas-Stoffsack mitgehen lassen. Hat gedacht, er gehöre ihr. Warum auch immer. Darin befanden sich nebst Thaight-Flyer eben auch meine billigen Kopfhörer. Frechheit.) Naja, hab jetzt endlich wieder welche seit gestern. Dann kann ich auch getrost wieder Tram fahren, ohne mich über die Belanglosigkeiten der vielen Tram-Gefährten aufregen zu müssen. Aber ich schweife ab. 

Jedenfalls hatte ich nebst kiloweise Event-Material (ja genau, da war ja noch die Thaight-Party, dazu aber ein andermal. Wenn überhaupt. Doch, ein andermal.) auch das neue Baze-Album in der Tasche. Bis dato erst ganz ganz rasch durchgehört, skip, skip, skip, innert fünf Minuten. Ja, meine Ungeduld, ich weiss. Mehr Gesang als sonst, ansonsten blieb mir nichts stark in Erinnerung. Ausser Endo Anacondas Feature im ersten Track. Den mag ich.

Meine Mitfahrgelegenheit, die sich aus einem meinem lieben OMG-Gspänli und einem überaus herzlichen Zürcher "Oldschooler" und auch Veganer zusammensetzte, holte mich ab und dann ging's schnurstracks in einen Deutschen Billig-Discounter im Letzipark. Für Glühwein und Spekulatius. Ich gestehe, ja, der Glühwein war nicht selbstgemacht. Der war selbstgekauft. Aber schmeckte trotzdem. Jedenfalls packte ich das Album aus meiner überdimensionalen Tasche und legte es ein. Die beiden Herren waren bereits nach der ersten Minute begeistert. So schnell? Sind ja Profis. Okay. 

Ich war geteilter Meinung. Was ich ihnen auch mitteilte. Eigentlich ganz schön, halt bitz traurig. Passend zum Wetter. Melancholisch. Aber halt eben auch ein wenig verbittert? Meine "Kritik" wurde von meinen Auto-Gefährten wie folgt abgehandelt: "Ach was, du bist einfach noch zu jung dafür! Wir reden nochmals darüber, wenn du älter bist! Muesch no meh erläbe, mal eis duregeh, so wie mier früener!" Etc, etc. 

Auch wenn sie das natürlich mit einer gewissen Ironie und einem Augenzwinkern sagten, begann ich, darüber nachzudenken. Bin ich noch zu jung zu sagen, dass die Party vorbei ist? Muss ich mit meinen blutjungen 26 Jahren immer noch weg? Immer noch die Sau rauslassen? Immer noch überall dabei sein? Muss ich Drogen ausprobieren? Trinken und tanzen bis Mittag? Oberflächliche Bekanntschaften machen? Kontakte knüpfen? Alka-Seltzer? Katerstimmung? Backstage-Affären? Immer erreichbar? Immer up-to-date? Super gut drauf 24/7? Wird das von mir erwartet? Ist nach der Party vor der Party? Ich weiss es nicht. Und ich will es auch nicht wissen. Auch ich habe schon einiges erlebt, einiges gesehen, einiges erkannt. Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Vieles. 

Nichtsdestotrotz (ich liebe dieses Wort imfall, es sieht lustig aus) habe ich mir auch wieder für dieses Album Zeit genommen. Mit obligatem Kaffee und Zigaretten hingesetzt (ich sollte mich gesünder ernähren, ja ja, ich weiss), mich entspannt. Hingehört. Zugehört. Und ja, es geht unter die Haut. Es verleitet, nachzudenken. Zu schmunzeln, aber auch zu weinen. Eine Metapher über das Leben? Über hastige Bekanntschaften, Liebeleien, kurze und längere Weggefährten, die Rastlosigkeit und das Verlangen zu bleiben, sich niederzulassen? Den Sonntag nicht alleine zu verbringen? Zu Hause zu bleiben? Die Texte gehen tief, die Beats sind auch wunderbar. Trifft definitiv meinen Geschmack. Meine Stimmung. Meine Gedanken. Soul, Blues, Rap. Einfach Musik. Ehrlich, direkt, in your face. 

Deshalb freue ich mich auf den kommenden Donnerstag. Denn dann ist der Baze mit seiner Band live im Exil und wird sein Album dem Zürcher Publikum vorstellen. Danach ist die Party jedoch nicht vorbei - die lieben Menschen von 14K schmeissen die obligate aN8b4xMas. Am Freitag darf dann wieder gejammert werden. Und auch wenn ich ziemlich sicher an der Bar arbeiten muss am Donnerstag, werde auch ich feiern. Das Nachtleben feiern. Drinks feiern. Drogen nehme ich halt sonst keine. Menschen umarmen. Lachen. Die Ambivalenz ist hoffentlich ersichtlich. My life.

























1 Kommentar:

  1. Es chliises Meisterwerk, dieses Album... But u already know! ;) S.

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