Donnerstag, 18. Oktober 2012

Ich mag keine Suppen.

Nach vier Tagen (und gefühlten vier Jahren) Lazarett und Bettruhe wegen eines fiesen Grippevirus bin ich endlich wieder auf den Beinen. Kein Schweiss mehr, der eisig kalt den Körper umhüllt, keine Brechreize dank Reizhusten, keine Fieberträume mehr (obwohl die eigentlich noch ziemlich gut waren), keine Medikamentencocktails mehr, keine Suppen mehr. Ich mag keine Suppen.  

Doch hatte meine gezwungene Auszeit auch seine guten Seiten. Mit gutem Gewissen konnte ich im Bett rumliegen, mir die übelsten Doku-Soap-Reality-Hartz4-Sendungen reinziehen, ungeschminkt mit Wollpulli und Wollsocken rumschleichen und vor allem mich im Selbstmitleid suhlen. Ach, das war schön! 

Heute Morgen packte mich die wiedergewonnene Energie, ich fühlte mich endlich wieder gut, rann mit der Katze hin und her um die Wette, trank Kaffee und genoss die Herbstsonne, die mir Vitamin D lieferte, ganz ohne Tablettenform. Bis mich die fiese Bronchitis, die ich nun als Erinnerung die nächsten paar Monate mit mir tragen muss, auf den Boden der Tatsachen zurückzerrte. Also gut, einen Marathon könnte ich jetzt noch nicht bestreiten, doch das habe ich auch nicht vor. Niemals. 

Jedenfalls hatte ich im Fieberwahn die besten Ideen, wie ich mein Leben ändern könnte. Nicht alles, nenei, ich mag mein Leben. Eigentlich. Menschen kommen und gehen. Menschen, die dir vor einem Jahr noch sehr nahe standen, zeigten ihr wahres, düsteres Gesicht. Menschen, zu denen man früher kaum Kontakt hatte, möchte man nicht mehr missen. Und so wurde diese Auszeit (ich nenne das Auszeit, weil mir ich zurzeit keine richtige Auszeit, so mit Verreisen, leisten kann) zur Retrospektive meiner geschäftlichen Tätigkeit. Altes abschliessen, Neues anfangen, alte Muster ablegen, neue Muster empfangen. Tönt alles ziemlich esoterisch, OK, es waren auch einige Kräuter im Spiel, doch ich muss sagen, dass es mir schon viel besser geht. Kopf ausmisten. So. 

Ein weiterer Punkt in meiner Liste war der Alkohol. Ich rede von Alkohol in Mengen, nicht das Glas Rotwein, das jetzt neben mir steht. Das botellonische Besaufen von Dienstag bis Sonntag – Fertig lustig! Klar, ist alles lässiger und toller mit einem guten Schwips, doch der Alkohol macht dich alt und zerfrisst dich von innen. Eigentlich sind daran auch die guten Parties schuld, die uns schon am Dienstagabend zum frohlockenden Schlürfen zwingen… Doch nein, jeder ist für sein eigenes Wohlbefinden verantwortlich. Läck, es kommt mir vor, als hätte ich mit dem Buch "Langweilige Weisheiten aus dem Internet" unter dem Kopfkissen geschlafen. 

"Äniwäis", wie der liebe C. zu sagen pflegt. Auf zu neuen Ufern! Nun, ganz neu sind sie auch nicht, doch sie wurden wieder etwas ausgemistet. Gut so. 

Und somit möchte ich euch, werte Leserinnen und Leser, auf was ganz Feines aufmerksam machen: Morgen Freitag, am 19. Oktober, erwartet alle Liebhaber des Mundart-Raps etwas ganz tolles. Meine beiden Lieblings-Rapper, namentlich BAZE und EKR treten im schmucken Revier-Club im Chreis Cheib auf. Ja, die beiden Rap-Schwergewichte an einem Abend ist wie Weihnachten und Geburi zugleich! Wäre das nicht schon der Oberhammer, legen die DJs Sterneis, Captain Teis und Kermit die ganze Nacht strikt Rap aus Zürich und Bern auf. So muss das sein. Keine Wischiwaschi Elektro-Rap-Scheisse, keine Konserven-Hits und keine Idioten. Richtiger Rap. 

Einen Video-Trailer dafür wurde von den Jungs der PS Corporation erstellt und ich muss sagen, der ist echt geil geworden, überzeugt euch selbst:




Dann bleibt mir nur noch zu sagen, wir sehen uns morgen im Revier. In neuer Manier. Und schreien es in die tiefe Nacht hinaus: ZÜRI SLAAAANG

Donnerstag, 30. August 2012

Erlaubt ist, was nicht stört.

Der Regen prasselt auf uns nieder, die Gesichter der lieben Zürcher sind noch hässiger als sonst, die Trams und Busse quietschen und platzen aus den Nähten, es ist nass, kalt und grau. Zürich im Regen gleicht einer Beerdigung auf Staatsebene. Man wettert über das Wetter, wo bleibt die Sonne? Heult doch. Es war ja heiss, viel zu heiss. Ihr konntet genug in der Badi hocken. Ich mags ja lieber etwas kühler. Muss nicht um den Gefrierpunkt sein, denn dann motz ich auch, aber wenigstens kann man bei diesem Wetter besser atmen. Und lüften. Und warme Pullis anziehen. Hallo, es ist schliesslich bald September! Mann. 

Jedenfalls sitze ich heute Mittag im 15-er Tram und höre Musik. Natürlich via Kopfhörer, denn ich bin keine 16 Jahre alt und muss meine Musik nicht mit allen teilen. Wäre mir auch etwas peinlich. Nun gut. Da sitze ich und höre trotz Beschallung meiner Ohren eine südamerikanische Sängerin im Tram "Guantanamera" singen. Ein schönes Lied. Naja. Zumindest hat sie eine schöne Stimme. 

Nach den ersten paar Tönen schnaubt mein älterer Sitznachbar schon dermassen, als würde er für einen Büffelschnaub-Wettbewerb üben. Murmelt Unverständliches vor sich hin. Nach einer Tramstation ist die Troubadourin auch schon wieder fertig mit ihrer gesanglichen Darbietung und bittet die Fahrgäste freundlich um etwas Geld. Nun schnaubt mein Sitznachbar noch heftiger als ein überhitzter Teekocher und wartet nur darauf bis sie unsere Plätze erreicht hat, um ihr mitzuteilen, dass es verboten sei, in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu betteln und zu singen. Unterstützt wird der unausgeglichene Herr von der etwas zu fest geschminkten Menopause-Tussi, die mit geschätzten 60 Jahren immernoch "hipp" sein möchte und sich dementsprechend gekleidet hat. Weisse Jeansjacke mit Nieten. So schön. "Die sött sich gschiider en Job sueche!" raunt sie dem Herr augenrollend zu, der  ihr sofort mit übertriebenem Nicken zustimmte.  

Wahrscheinlich hat die fesche Dame selber noch nie richtig in ihrem Leben gearbeitet. Oder vielleicht auch schon, was weiss ich. Aber so wie ich sie nicht verurteile (ausser die Jacke, die geht gar nicht), sollte sie die Bettlerin / Sängerin / was weiss auch ich nicht verurteilen. Wer weiss, ob sie sich damit einfach noch einen Batzen dazu verdient. Wer weiss, vielleicht wollte sie auch einfach die Haushaltskasse bisschen aufstocken um ihren Kindern ein Geburigeschenk kaufen zu können. Leben und leben lassen, bitte. Und falls euch die Musik nicht gefällt, ja dann haut doch ab und fährt mit euren scheiss Offroadern in die Stadt. Erlaubt ist, was nicht stört. Ist so eine 2-minütige Sing-Session echt so störend? Ich finde nein.  

"Gopfätamminonemal", sage ich dem Rentner, "Etz tüend sie doch nöd eso, lönd Sie sie doch singe! Tuet ja niemertem weh! Und bitz Musig isch ja no schön wänns ja scho so grusig rägnet, oder." Es sei ja schliesslich "Guantanamera" und nicht "Guantanamo". Ohne ein Wort zu sagen steht der Greis auf und blickt mich böse an. Ich lächle ihm zu und schenke der Tramsängerin etwas Münz. Ja, natürlich. Ich weiss. Betteln ist nicht erlaubt. Ja ja, Musizieren auch nicht. Aber hey, ist doch halb so schlimm. Eure Ruhe ist ja bald wieder ungestört. Nöd brüele. Ich stehe auch auf und verlasse das Tram, der ohrenbetäubende Lärm der mindestens 500 Baustellen rund ums Bellevue machen mir das Musikhören unmöglich. Was solls. Leben und leben lassen, beruhigt euch, gibt schlimmeres auf der Welt. Oder? 

Die Ruhe wird auch am Samstag massiv gestört, aber schön legal und garantiert ohne  griesgrämige Rentner und rassige Nieten-Jacken-Damen. Denn dann findet die nächste "Ruhestörung" im EXIL statt. Dieses Mal werden die international bekannten DJs und Producer TASK HORIZON zusammen mit dem bombastischen MC SPYDA aus England ihr neues Label "EVOLUTION CHAMBER" lancieren. Mit dabei sind auch die Herren Spite, Tony Martinez, Inca und Randy. Es wird laut, es wird gut und es wird Bass geben. Viel Bass. Und wer weiss, vielleicht erscheint ja die "Guantanamera-Tram-Sängerin" als Special Guest? Wir werden sehen. Oder hören. 


Donnerstag, 16. August 2012

Züri Breeze

Die Ferien sind vorbei. Also natürlich für diejenigen, die hatten. Für alle anderen heisst es jetzt: die Stadt ist wieder voll. Die lauschigen Plätzchen für gemeinsame Zweisamkeiten werden wieder mit tollwütigen Teenies mit Alcopops und Handy-Sound gestört, der Letten gleicht einem wild gewordenem Botellon mit Fleischbeschau wie beim Metzger ums Eck und die Langstrasse erstrahlt in neuem Aargauer-und-Ostschweizer-Studi-Glanz. 

Ach. War schon schön, diese paar Wochen mit weniger Menschen. Weniger anstehen an der Bar. Mehr Platz zum Tanzen. Mehr Platz zum Leben. Keine Rush-Hour-Rangeleien in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Und einfach weniger Arschlöcher, die einem den Tag vermiesen. Natürlich hat diese kurzlebige Geisterstadt auch seine Nachteile, schreit das Veranstalter-Herz. Der Club wird nicht mehr so schnell gefüllt, und ist es noch warm dazu, tummeln sich die lieben Gäste lieber draussen vor dem Club. Doch übel nehmen kann ich ihnen das nicht. Würde es ja auch so machen. Oder. 

Ich freue mich auf den Herbst.  

Auf Openairs verzichte ich dieses Jahr ganz. Besser für meinen Geldbeutel, für meine Leber und für meinen Schlaf. Und überhaupt habe ich keine Nerven, mich inmitten von unwissenden Kindern, die mehr Hip als Hop sind, vor irgendwelche völlig überteuerten Acts zu stellen. Ich bleibe hier, denn in unserer Stadt gibt's mehr Rap als alle hippen Openairs zusammen. Direkt, von der Strasse in dein Herz. So muss es sein. Die Openair-Aufrtitte schaue ich mir lieber zuhause auf YouTube an, ohne nervigen Nierenboxer, stinkende Outdoor-Blunts und überteuerte Bierpreise. 

Und an alle, die den Strassenrap genauso feiern wie ich und auf billigen Pseudo-Rap scheissen, denen empfehle ich wärmstens die MDMA-Remix Plattentaufe von den Herren SKOR und STEEZO morgen Abend, 17. August, im Exil. Von der Strasse in den Club, so muss es sein. Alles andere kann uns mal. Drüfach. 

Montag, 9. Juli 2012

Ein Abend und ein Braulio.

Aus den Lautsprechern ertönt leise Musik, gute Musik, aus der Ferne hört man das Quartier, Trams, Autos, Menschen, Lachen, Schreien, Leben. Die Zigarette in meinem Aschenbecher qualmt, ich qualme mit. Das Wochenende ist vorbei, eine neue Woche beginnt, wieder ein Wochenende voller verirrten Gesprächen, Alkohol, Zigaretten und Kater, Vergessen und Verzeihen. 

So sitz ich hier in meinem neuen Zimmer, das ich vor zirka 2 Wochen neu bezogen habe. 5 Meter weiter, 100% mehr Komfort. Der Blick aus dem Fenster beruhigt meine nervösen Gedanken, die Tanne des dort wohnhaften Elsternpärchens wirft müde Schatten auf das frisch gemähte Gras, die Birke glitzert und der dritte Baum, dessen Name ich leider nicht kenne (ich nenne sie einfach mal Eiche, von denen haben wir ja hunderte in der Stadt, oder?) versperrt mir die Aussicht auf das Haus vis à vis. Gut so. 

Der hässliche, von Sperma- und Wein- und sonstigen Flecken übersäte Spannteppich, der seit 15 Jahren in der Wohnung hauste, wurde eigenhändig und mit viel Schweiss entfernt, das Parkett strahlt in der Abendsonne, der eisgekühlte Braulio schwitzt neben mir auf dem Tisch und auch sonst ist es eigentlich ein ganz guter Montagabend. 

Der Frühling ist vorbei, der Sommer ist da, die Hagelstürme der letzten Woche gehören auch hoffentlich der Vergangenheit an. Meine geliebten Balkonpflanzen haben sich immer noch nicht erholt. Doch ich will sie nicht gehen lassen, noch nicht. Mit viel Liebe und Zuspruch gedeihen sie bestimmt. Wie ja alles. Bestimmt. 

Meinen Sommer verbringe ich hier, im schönen Zürich. Kein Geld für Städtereisen, kein Geld für Familienbesuch in Finnland, keine Nerven für billigen Strandurlaub, ich bleibe lieber hier. In meinen vier Wänden. Schifflifahren und Spazieren, Kaffee auf grünen Wiesen, Eistee und Balkonabende mit Wein. So soll es sein. Wobei mich die Ferne doch packt, doch ja, vielleicht dann im Winter. Wir werden sehen. 

Doch nebst all dem Schönen, was unsere Zwinglistadt zu bieten hat, frisst sie mich auf. Mit all ihren Macken und Verführungen, mit all ihren wilden, durchzechten Nächten schluckt sie den letzten Funken Energie, spuckt ihn aus, roh, ungewaschen. Die ruhigen Sommerabende verwandeln sich nach 2 Drinks im Nu zu wilden Trinkgelagen mit bittersüssen Konsequenzen und alkoholdurchtränkten Küssen, der Tag wird vergessen, verscheucht, wir leben für die Nacht. Wir sind ja noch jung. Oder fühlen uns zumindest so im warmen Schein der Strassenlaterne. Der Braulio hilft. 

Liebes Zürich. Geliebte Stadt. Gehasste Stadt. Deine Lichter brennen hell, die Nacht lässt den Tag verschwinden, die zuckenden Lichter der Clubs überfordern die Sinne, Tanz, Trunk, Taumel und Tatendrang. Bis die Sonne wieder aufgeht und wir mit Sonnenbrille und müdem Lächeln im Gesicht nach Hause schleichen. Und so überleben wir, von Nacht zu Nacht, zählen die Tage, ohne zu wissen bis wann, möchten Veränderungen, aber tun doch nix dafür. We want change, aber das soll doch jemand anderes machen, danke. 

Der Braulio hilft.


In diesem Sinne widme ich mich nun auch zu 100% meinem Kräutergetränk und dieser wunderbaren Musik, wünsche eine schöne Woche und ein noch schöneres Wochenende. Bis bald. 


Dienstag, 28. Februar 2012

Es grünt so grün – Ist der Frühling da?

So sitz' ich hier, in den Händen meine Standardausrüstung Kaffee und Zigaretten, die noch etwas schüchterne Sonne lächelt mir milde ins Gesicht und wärmt meine kalte Nasenspitze. Meine Bronchitis zeigt sich heute von ihrer allerbesten Seite, kitzelt meinen Hals und lässt meinen Atem rasseln. Doch Rauchen muss sein. Sorry, geliebte Bronchien, ich mach's wieder gut. Ab 30 wird's gesünder, versprochen! 

Der Frühling ist da. Hoffe ich zumindest. Langsam schleicht er sich an, behände und Schritt für Schritt tastet er sich voran. Da wird es natürlich auch wieder Zeit, meinen geliebten Blog zu füttern. Was für ein Jahr. Was für ein Winter. Was für eine Zeit. Die Zeit rennt, ja ja, kännemer. 

Und im Eiltempo rennen wir ihr nach – Termine, Parties, Besprechungen, Fehden. Neue Bekanntschaften, neue Herzmenschen, alte Muster, alte Ängste. Doch auch Ziele, die ich mir im neuen Jahr gesetzt habe. Nur für mich, allein. Ich rede hier nicht von Vorsätzen, die sind für'n Arsch. Mehr geht es mir um meine Grundeinstellung, die Denkweise zu bestimmten Sachen. Ja, auch ich werde älter, weiser. Lerne immer dazu, vergesse nie. So genannte "Freunde" oder wie die sich auch immer nennen mögen gingen, neue "Freunde" kamen, wie es halt so ist. Lustigerweise hat man kurz vor einer geplanten Veranstaltung plötzlich ganz viele neue oder "vergessene" Freunde, doch ja, gehört halt dazu, gälled. 

Was mich aber echt nervt und ich jetzt hier mal loswerden möchte ist folgendes:

Liebe/r XY, 

Wenn du mich nach einem Platz auf der Gästeliste bittest, ich dann noch so nett bin und dir diesen gebe, dann erwarte ich, dass du in meinem Club ein Bierchen trinkst oder zumindest deinen Arsch rasch durch den Eingang zwängst, statt sofort nach Erhalt des Stempels umzukehren, um in den Partnerclub nebenan zu wackeln, wo du mit eben diesem Stempel gratis reinkommst. Das ist eine Frage des Respekts und Anstands. 

Danke.

Aber eben. Tönt schlimmer als es wirklich ist, das Ganze. Doch auch ich habe meine Prinzipien und meine Würde. Und vergesse nie. 

Item.

Nun zu was anderem, was mir schon auf der Zunge brennt und ich einfach schnellstmöglich loswerden möchte:

Diesen Freitag, am 2. März, findet bereits zum dritten Mal die "RUHESTÖRUNG" statt. Der Name ist Programm – wer die basslastigen Röschti- und UG-Zeiten von anno damals vermisst und sich dem harten Drum n Bass, Dubstep und Jungle verschrieben hat, der (und natürlich die) muss diesen Freitag ins Exil pilgern. Mein guter Freund der Stadtstreicher hat für eben diese wunderbare Sache noch einen viel wunderbareren (gibt's das Wort eigentlich?) Text geschrieben, den ich euch, werte Lieblingsleser, natürlich nicht vorenthalten möchte:



"Jeder hat seinen Ausweg. Yoga, Sex, Joggen, Drogen, Glücksspiel, Saufen. Manche springen aus Flugzeugen, andere stürzen sich auf einem Brett die Berge hinunter, wieder andere arbeiten bis zum Umfallen. Doch alle schöpfen aus demselben Topf. Aus dem Topf des Rausches. Der Rausch gehört zum Menschen, ist ein Grundbedürfnis wie Essen oder Sicherheit. 

Ich rede hier von Bewusstseinsveränderung. Nicht im ungewaschenen Hippie-Räucherstäbchen-Sinne, sondern im ganz pragmatischen. Man verändert die Wahrnehmung, justiert sie ein bisschen, als würde man am Rädchen des Radios rumfummeln, um die richtige Frequenz zu finden. Dieses Bedürfnis ist ein Trieb, ähnlich wie der Sextrieb oder Hunger. Wieso sonst würde man sich Wochenende für Wochenende in enge, laute, überfüllte, teure Orte quetschen und spastisch vor sich hin zucken? 

Es ist der Trieb. Derselbe, der die Derwische zum kreiseln bringt. Derselbe, der die Schamanen visionieren lässt. Doch ist der Trieb schwer hervorzulocken, er ist eine verwöhnte, leicht gelangweilte Schlampe, launisch und träge. Man muss ihn aus der Lethargie herausprügeln, seine Ruhe stören. Nette Melodien und tiefeschürfende Texte quittiert er mit einem mitleidigen Lächeln. Er braucht Schläge, braucht Bass, will herausgefordert werden. Er braucht den Kollaps des Körpers, um den Geist einzunehmen. Er braucht würdige Gegner, eine ganze Armee von Verrückten, die gegen ihn in die Schlacht ziehen, bis an die Zähne bewaffnet, blutgeil, geil darauf mit Schlägen und Bässen Schädel zu spalten, unaufhörlich, bis zur kompletten Kapitulation. 

Er braucht Spite, Task Horizon, Inca, Randy, Cussion und Funky Monkey, die ihm am 2. März 2012 im Exil die Scheisse aus dem Leib prügeln." 

***


Schön, nicht wahr? 

In diesem Sinne ist nun auch dieser Beitrag abgeschlossen. Ich werde mich nun von meinem Balkon trennen, meinen wärmenden Leopardenschal anziehen (ja, es weht eine doch noch etwas kühle Bise) und mich in Richtung Kaffee auf den Balkon des Stadtstreichers machen. Kommet und tanzet, diesen Freitag im Exil! Und tanzt mit uns auf den Frühling! Prost.