Dienstag, 22. Februar 2011

Eine kleine Morgenmusik.

Endlich finde ich wieder ein bisschen Zeit, meinen schon fast verstaubten Blog aufzufrischen. Also. Dann wollen wir mal.  

Momentan sitze ich, ein wenig frierend zwar, dafür aber frische, rauhe, kalte Luft einatmend auf meinem Balkon im Zürcher Kreis 6. Die Uhr meines Babies (es hört auch auf den Namen "MacBook") zeigt 07:04:36 Uhr. Morgens. Also eigentlich ist es ja noch Nacht. Für mich. Wie auch immer. Unchristlich ist eine solche Zeit allemal. Und nein, ich bin nicht eben vom Ausgang nach Hause gekommen. Nein. Ich habe nur noch nicht geschlafen. Konnte meine Augen nicht schliessen. Zwang ich sie dazu, klappten die Lider wieder blitzartig auf wie hungrige Baby-Vogelmäuler in freudiger Erwartung auf wohlige Würmer. Deshalb beschloss ich nach einer Stunde Augen-auf-und-zu-klappen, wieder aufzustehen. Was soll's. Schlafen sollte man, wenn man müde ist. Und hell wird's ja sowieso in wenigen Minuten. Laut Tagi-Online sogar exakt in 15.

Mit von der Partie hier auf dem Balkon ist nebst meinem Baby eine Tasse Schwarztee mit Milch und Honig. Doch, ich bin immer noch Ketten-Kaffee-Trinkerin, aber so früh morgens wollte ich meinen, noch von den gestrigen Hektolitern Kaffee in Mitleidenschaft gezogenen Magen, nicht schon so früh morgens – beziehungsweise nachts – foltern. Wahrscheinlich sind diese Hektoliter auch der Grund meiner Schlaflosigkeit. Hmm. Plus läuft seit ungefähr 20 Minuten ein wunderschöner Remix des sowieso schon tollen Depeche Mode-Tracks "Policy Of Truth" in der Endlos-Schlaufe. Die Nachbarn freuts bestimmt. Doch hört selbst.





Die ersten frühreifen Vögel beginnen zu zwitschern. Was das für Vögel sind habe ich keinen blassen Schimmer. Ich kann diese pfeifenden Viecher eh nicht unterscheiden. Muss ich ja aber auch nicht. Wieso auch. Janu. Jedenfalls bin ich gar nicht müde. Ein wenig unkonzentriert und hibbelig zwar. Gedankenfetzen schiessen in meinen Kopf, blitzartig und ohne Vorwarnung. Lenken mich von den eigentlichen Gedanken ab. Nur, was sind meine eigentlichen Gedanken? Habe ich diese überhaupt? Oder meine ich sie nur zu haben? Hmm. Doch von Müdigkeit keine Spur. Interessant. 


Nun ist es bereits 07:36:42 Uhr und ich bin wieder vom Balkon in mein Wohnzimmer gewandert. Da ist es wärmer. Und riecht nach feinen Vanille-Kerzen. Und ich merke auch, dass ich doch nicht so ganz auf der Höhe bin. Sonst hätte ich keine geschlagene halbe Stunde für solch sinnlose textlichen Ergüsse gehabt. Interessant.


Es ist acht, die virale Arbeitswelt erwacht. Skype füllt sich mit Online-Usern. Facebook blüht auf. Die Twittermeldungen mehren sich. Fast überall geht's um die gleichen Themen. Irgendwas "Arbeit", irgendwas "ich bin müde", irgendwas "wieso ist erst Dienstag" und so weiter. Ziemlich uninteressant. Froh bin ich, dass ich nicht so früh morgens aufstehen muss, um dann mit müden, nach Kaffee-Mundgeruch und sonstigen Ausdünstungen stinkenden Arbeitstieren die Öffentlichen Verkehrsmittel teilen zu müssen. Ich bin kein Morgenmensch. Ich mag den Morgen nicht. Denn dann bin ich hässig. Zicke rum, motze, schaue böse. Und hey, ich kann sehr gut sehr böse schauen. Aber eben – der Morgen ist nach dem Schlaf. Und da ich diesen ja noch nicht hatte, bin ich munter. Nix Zicke, nix böse schauen. Und jetzt mach ich mir erstmal eine grosse Tasse feinsten Kaffee. 


In diesem Sinne melde ich mich wieder von hier ab, schlürfe genüsslich mein Koffeinhaltiges Heissgetränk und danke euch für eure ungeteilte Aufmerksamkeit. 


PS: Beim nächsten Ton ist es 8:25:00 Uhr. 


"Ton".


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Montag, 7. Februar 2011

Sinn, Unsinn und das Streben nach Glück



Das Leben schreitet voran, Momente schwinden wie blauer Dunst in den summenden Abzügen der unzähligen Fumoirs, die Stunden werden zu Minuten, verwandeln sich in kürzeste Sekunden, die Zeit rennt, wird knapp, immer knapper. Glücksmomente und gnadenlose Tatsachen, Erkenntnisse und Banalitäten, gepaart mit Sinn und Unsinn, vollenden unser Dasein in der Grauzone des Lebens als Mitt-Zwanziger. Kein Kind mehr und doch noch nicht ganz erwachsen. So suchen und versuchen wir uns als eigenständige Menschen, voller Tatendrang und dem schier unerreichbaren Streben nach Glück. Verlieren uns, finden uns wieder.

Alte Muster, alte Verhaltensweisen, alte Bekanntschaften kommen zum Vorschein. Ob das gut oder weniger gut ist, sei mal dahingestellt. Sinnvolle Taten und unsinnige Aktionen, gefolgt von noch sinnloseren Reaktionen prägen die Nächte in verrauchten, von Drogen zerfressenen Clubs, die wirken, als gäbe es sie schon seit Jahrzehnten obwohl kürzlich eröffnet. Die Gesichter der Menschen erkennt man kaum, vielleicht ist das auch besser so. Frauen und Männer vereinen sich zu Musik und Trunk, wippen zu wummernden Bässen und mehr oder weniger melodiösen Klängen. Rauchen, trinken, lachen, tanzen. Alkohol, Nikotin oder auch gewisse Betäubungsmittel lassen uns in weit entfernte Universen flüchten, gespickt mit dem immer währendem Drang nach Glück und Seligkeit. Doch wahrt dieses Glück nur kurz und lässt den Morgen danach kälter, grausamer und trister aussehen als er eigentlich ist.

Der Morgen holt uns zurück, zurück in den Alltag. Zurück in helle Räume, in klare Gedanken. Erinnert uns rücksichtslos an alkoholdurchtränkte Sinnlosigkeiten, lassen uns lachen und manchmal auch weinen. Lassen uns vergangenes rekonstruieren, lassen uns neues planen. Lassen uns nachdenken. Finden wir das Glück? Suchen wir es überhaupt? Finden wir es zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang? Inmitten von Shots, Drinks und Glimmstengel? Oder flüchten wir nur davon, um das wahre Glück zu erkennen? So verlieren uns und finden uns hoffentlich wieder. Glücklich sein ist relativ. Glück finden auch. Es erkennen und dann behalten zu können, sowieso.

Dienstag, 1. Februar 2011

Das Wort zum Februar



Vereinzelte Sonnentage versüssten uns im Januar den niemals enden wollenden, bitterkalten Winter. Wohlige Frühlingsgefühle kamen auf, erste mutige Shorts-Träger und Sonnenbrillen-Posierer wurden gesichtet und überteuerter Kaffee am Fusse der wellenden Limmat geschlürft. Die Stadt lachte und wir lachten mit ihr. 

Wie komplett anders doch Zürich bei strahlend blauem Himmel ist – frisch, jung und unverbraucht. Das kleinste bisschen Sonnenschein liess uns die Tristesse des städtischen Grau-in-Graus vergessen und frohlockend hüpfen, doch Petrus lockte nur kurz und liess uns schnell wieder in die fiese Falle der klirrenden Kälte fallen, roh und ungebremst, Kopf voran mit Anlauf. 

Das Fernweh wurde grösser, die eisigen Temperaturen liessen unsere Gedanken in weit entfernte, sonnengetränkte Länder schweifen und der Sommer war wieder urplötzlich von der Mitteleuropäischen Realität verbannt. 

Aber eben, es ist ja erst Februar. Da müssen die Strumpfhosen und die dicken Wollpullis noch ein wenig unseren Alltag begleiten. Der Frühling kommt, bestimmt.

Jedenfalls gestaltete sich mein persönlicher Jahresbeginn ähnlich wie ein Besuch in der Sammlung des Kunsthauses Zürich. Schon gut und nett, aber alles schon mal gesehen. Ab und zu werden ein paar alte Schätze wiederentdeckt, die Klassiker sind schön wie eh und je, doch der Drang nach Neuem kitzelt in den Nervenbahnen.  

Um nicht in den alten, lahmen Trott vom Vorjahr zu rutschen, fällte ich Entscheidungen. Machte Nägel mit Köpfen. Redete Tacheles. Schloss alte, verrostete, quietschende Türen ab und warf den Schlüssel in die schwarzen Löcher der Vergangenheit, öffnete neue und auch vergessen gegangene Tore und schritt in die neue Welt von 2011. Und siehe da, da tut sich was. 

So freue ich mich auf den ebenso bitterkalten Februar, warte auf den den Frühling, lasse bis dahin die Sonne im Herzen scheinen und schreite auf zu neuen Taten. Der Frühling kommt, bestimmt.